In den Jahren 2014 bis 2017 sind im Mittel pro Jahr 1’882 Freibergerfohlen geboren. Durchschnitt-lich werden jährlich 37.8% dieser Fohlen noch im Geburtsjahr geschlachtet. Im Gegensatz zu der Anzahl Geburten pro Jahr ist beim prozentualen Anteil Schlachtungen pro Jahr kein rückläufiger Trend erkennbar. Die Hypothese, dass der Anteil «Fleischzüchter» in der Freibergerpopulation ab-nimmt, konnte somit nicht bestätigt werden.
Die vorliegende Semesterarbeit hat zum Ziel, verschiedene Faktoren und deren Einfluss auf den Schlachtentscheid beim Freibergerfohlen zu untersuchen. Die untersuchten Faktoren sind die Punk-tierung an der Fohlenschau, der Gesamtzuchtwert, der Inzuchtkoeffizient, die Fellfarbe und der An-teil weisser Abzeichen. Mithilfe statistischer Analysen wurde eruiert, ob die geschlachteten Fohlen sich signifikant von den noch lebenden Fohlen unterscheiden; ob sie nachweislich schlechter sind. Diese Analyse wurde einerseits gesamtschweizerisch durchgeführt und andererseits wurde unter-sucht, ob es regionale Unterschiede gibt. Des Weiteren wurde getestet, ob die Fellfarbe und der An-teil weisser Abzeichen einen Einfluss haben auf den Schlachtentscheid. Durch die Auswertung der Daten der vier Jahrgänge wurde die Hypothese geklärt, ob der hohe Schlachtungsanteil der Selektion dient in der Freibergerpopulation.
Die statistischen Auswertungen haben ergeben, dass die Punktierung an der Fohlenschau einen statistisch signifikanten Einfluss hat auf den Schlachtentscheid. Die geschlachteten Fohlen wurden im Durchschnitt 0.5 Noten tiefer bewertet, als die noch lebenden Fohlen. Auch der Gesamtzucht-wert ist mit einem Mittelwert von 104.65 bei den geschlachteten Tieren wesentlich tiefer, als bei den lebenden Fohlen (107.04). Bei der Untersuchung des Inzuchtkoeffizienten konnte ein Unter-schied von 0.05% zwischen den geschlachteten und den lebenden Fohlen festgestellt werden. Die geschlachteten Tiere haben einen etwas höheren Inzuchtkoeffizienten; der Unterschied ist aller-dings nicht signifikant. Regionale Unterschiede bezüglich des Einflusses der drei Faktoren konnten keine festgestellt werden. In allen Regionen der Schweiz ist die Punktierung und der Zuchtwert der geschlachteten Fohlen deutlich schlechter, während beim Inzuchtkoeffizient kein statistisch signi-fikanter Unterschied festgestellt werden konnte.
Die Untersuchung des Einflusses der Fellfarbe auf den Schlachtentscheid lieferte folgende Ergebnis-se: Das Verhältnis zwischen den geschlachteten und den lebenden Freibergerfohlen ist abhängig von der Fellfarbe. Fohlen mit der Farbe «braun» werden häufiger geschlachtet und seltener am Leben gelassen, als dass man erwarten würde, wenn es keinen Zusammenhang gäbe zwischen der Fellfar-be und der Entscheidung ob Schlachtung oder Leben. Fohlen der Kategorien «dunkelbraun», «dun-kelfuchs», «Spezialfälle» und «Stichel» bleiben signifikant häufiger am Leben und werden seltener geschlachtet als erwartet. Bei der Fellfarbe «Fuchs» kann kein Zusammenhang zwischen der Fellfar-be und dem Verhältnis zwischen geschlachteten und lebenden Fohlen nachgewiesen werden.
Bei der statistischen Analyse, ob der Anteil weisser Abzeichen einen Einfluss hat auf den Schlacht-entscheid, konnte kein markanter Unterschied festgestellt werden zwischen den verschiedenen Gruppen mit unterschiedlichen Anteilen weisser Abzeichen. Der Anteil weisser Abzeichen bei einem Fohlen hat folglich keinen Einfluss auf den Schlachtentscheid.
Die Ergebnisse der statistischen Analysen zeigen deutlich auf, dass die Punktierung, der Gesamt-zuchtwert und auch die Fellfarbe einen Einfluss auf den Schlachtentscheid haben. Was allerdings noch offen bleibt, ist die Frage, welcher der untersuchten Faktoren den grössten Einfluss hat. Aus-serdem ist zu beachten, dass sich der Züchter vielleicht gar nicht aller untersuchten Faktoren be-wusst ist. Es stellt sich die Frage, ob ein Züchter überhaupt Kenntnis hat vom Inzuchtkoeffizienten seines Zuchtproduktes oder nicht. Weiterführende Umfragen und Interviews in der Züchter- und auch in der Käuferschaft des Freibergerpferdes könnten Licht ins Dunkel bringen und aufzeigen, welche Faktoren in der Realität wirklich beachtet werden und wichtig sind für den Entscheid ob ein Fohlen geschlachtet wird oder nicht.