Bisher konnte der Gemüsebau nicht durch Verträge in das Nitrat-Projekt Niederbipp-Gäu-Olten nach Art. 62a eingebunden werden. Hierzu sollten durch das Arbeitspaket 2 Gemüsebau innerhalb des begleitenden Forschungsprojekts NitroGäu (seit 2017) zunächst wichtige Wissenslücken geschlossen werden. Dafür kamen neben einer Literaturrecherche auch Modellberechnungen, Lysimeterexperimente und praxisbegleitende Erhebungen in der Nitratprojekt-Region zum Einsatz. Im Lysimeterversuch zeigte sich, dass unter Feldgemüse grosse Stickstoff(N)-Mengen als Folge der hohen Nitratkonzentrationen im Sickerwasser ausgewaschen werden können. Im Mittel über alle Lysimeter und Jahre lag die Nitratkonzentration des Sickerwassers mit 110 mg NO3- L-1 weit über dem Anforderungswert für Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird oder dafür vorgesehen ist. Die im Nitrat-Projekt Niederbipp-Gäu-Olten beobachtete übliche Gemüsebau-Praxis zeigte 2018 und 2019 jährliche Auswaschungen von im Mittel 271 kg N ha-1. Als Nitratkonzentration entspricht das ca. 270 mg NO3- L-1 im Sickerwasser. Die heute übliche Praxis des Gemüsebaus in diesem problematischen Gebiet mit seinen naturräumlichen Gegebenheiten ist also nicht ausreichend für den Schutz des Grundwassers im Perimeter. Es bedarf einer Reduktion der N-Überschüsse im Gemüsebau auf ein für das Grundwasser im Zuströmbereich verträglicheres Mass. Es wurde ein neues Bewertungssystem entwickelt, welches wichtige Treiber bzw. Reduktionsmassnahmen der Nitratauswaschung erfasst. Berücksichtigt werden N-Düngungsbedarf, N-Mengen in den Ernterückständen, Wurzeltiefe und Gründüngung. Damit eignet sich die Bewertung besonders für die Beratung, wenn nur wenig Vorinformationen zur Verfügung stehen. Die Nitratauswaschung lässt sich mit folgenden Massnahmen reduzieren: - Verbesserte Ermittlung des N-Düngungsbedarfs (z.B. mit Nmin-Methode) inklusive der Berücksichtigung von Vorkulturen und Ernterückständen - Steuerung der Bewässerung (z.B. mit Bodenfeuchtesensoren) - Anbau von Gründüngungen - Konsequentes Anwenden der GRUD. Obwohl die aktuellen Werte der GRUD zum N-Düngungsbedarf und zur N-Menge in den Ernterückständen von Feldgemüse, sowie die Berücksichtigung von organischen Düngern aktualisiert und ergänzt werden sollten, ist durch eine konsequente Anwendung der aktuell empfohlenen Düngepraxis der GRUD schon eine deutliche Verbesserung gegen-über der heutigen Situation zu erwarten. Die ersten Praxistests im Nitratprojekt haben gezeigt, dass mit bekannten Methoden sehr viel Dünger eingespart werden könnte. Es ist möglich, gleichzeitig N-Auswaschung zu reduzieren und qualitativ hochwertiges Gemüse mit üblichem Ertrag zu produzieren. Dazu müssen verschiedene Massnahmen flächendeckend umgesetzt und eine zweckmässige Infrastruktur aufgebaut werden, insbesondere für die Anrechnung von Nmin und den Datenaustausch zur Düngeempfehlung. Die Handlungsmöglichkeiten und Massnahmen werden im Bericht ausführlich beschrieben. Einige davon wurden im Rahmen der Ergebnispräsentationen auch mit Praktikern besprochen und werden von diesen unterstützt. Im Projekt Critical-N als Nachfolgeprojekt von NitroGäu werden die vielversprechendsten Massnahmen nun durch betriebsbegleitende Forschung eingehend geprüft.
Bischoff W.-A., Spiess E., Liebisch F.
Stickstoffeffizienz im Acker- und Gemüsebau für eine Reduktion des Nitrateintrages ins Grundwasser (NitroGäu): Synthese zu TP 2: Gemüsebau.
Agroscope, Zürich. 10. Juni, 2022, 26 S.
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