Folgend dem Konzept eines landwirtschaftlichen Haushaltsmodells wurde untersucht, wie sich Betriebs- und Betriebsleitercharakteristika sowie Direktzahlungen auf die Entscheidung der Betriebsleitenden auswirken, einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen. Basierend auf den Daten der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten der Stichprobe Einkommenssituation 2017−2019 wurden sowohl die Wahrscheinlichkeit, einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen, als auch die Anzahl Arbeitstage in dieser Tätigkeit geschätzt. Die Ergebnisse zeigen: Etwa 50 % der Betriebsleitenden in der Schweiz gehen einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach und wenden dafür etwa 64 Arbeitstage auf. Die Wahrscheinlichkeit, einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen, und die dafür eingesetzten Arbeitstage sind umso geringer, je grösser die Betriebe sind und je mehr landwirtschaftliches Einkommen sie erwirtschaften. Ein höheres Bildungsniveau, unabhängig davon, ob es sich um eine landwirtschaftliche oder eine nichtlandwirtschaftliche Ausbildung handelt, erhöht die Wahrscheinlichkeit des Betriebsleiters einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen, wobei die Anzahl der für eine ausserlandwirtschaftliche Tätigkeit eingesetzten Arbeitstage negativ mit einer landwirtschaftlichen Ausbildung korreliert. Die Wahrscheinlichkeit, einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen, wird durch die Direktzahlungen (ohne Biodiversitätszahlungen) erhöht, was auf einen Substitutionseffekt dieser Zahlungen schliessen lässt. Im Fall der Biodiversitätszahlungen zeigt sich aber auch ein Vermögenseffekt; das heisst, ab einem gewissen Anteil am landwirtschaftlichen Rohertrag sinkt die Wahrscheinlichkeit, einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachzugehen. Die Anzahl Arbeitstage in einer ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeit ist nicht mit den Direktzahlungen korreliert, sondern mit dem Betriebstyp und dem Produktionssystem, wobei Betriebsleitende mit spezialisierten Milchbetrieben und Bioproduzenten weniger Arbeitstage für eine ausserlandwirtschaftliche Tätigkeit einsetzen. Es sollte diskutiert werden, inwiefern Direktzahlungen für landwirtschaftliche Betriebe eingesetzt werden sollen, deren landwirtschaftliches Einkommen geringer als die ausbezahlten Direktzahlungen ist. Auch stellt sich die Frage, inwiefern das für viele Bauernfamilien wichtige ausserlandwirtschaftliche Einkommen bei der Formulierung agrarpolitischer Einkommensziele berücksichtigt werden sollte.
Der Zusammenhang zwischen Direktzahlungen und ausserlandwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Agrarforschung Schweiz, 14, 2023, 67-75.
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ISSN Online: 2813-317X
Digital Object Identifier (DOI): https://doi.org/10.34776/afs14-67
Publikations-ID (Webcode): 52952
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