Zahlreiche Studien belegen, dass Mindestanforderungen an Haltung
und Management von Pferden in der Praxis häufig nicht eingehalten werden
und somit essentielle Bedürfnisse der Pferde nicht ausgelebt werden
können, was wiederum zu Schmerzen, Leiden und Schäden führt (Fureix
et al. 2010; Fureix et al. 2012; Hausberger et al. 2016; Ruet et al. 2019;
Baumgartner et al. 2020).
Knapp vier Stallwechsel pro Pferdebesitzer*in je Pferd weisen darauf
hin, dass eine große Unzufriedenheit von Einsteller*innen mit den Haltungsbedingungen
besteht (Hölker et al. 2017). Der Wille zur Veränderung
auf Seiten der Betriebsleiter*innen von Pferdehaltungen ist da (Drittler et
al. 2017), es fehlt lediglich ein standardisiertes, auf objektiven Kriterien
beruhendes Beratungsinstrument. Betriebsleiter*innen profitieren dabei
in erster Linie von Feedback zu Verbesserungspotentialen (Viksten 2016;
Viksten et al. 2017).
Daher wurde an der Technischen Universität München in Zusammenarbeit
mit weiteren Partnern das Bewertungssystem „BestTUPferd“ entwickelt,
welches eine umfassende Potentialanalyse im Hinblick auf Tiergerechtheit
und ökologische Nachhaltigkeit von Pferdehaltungen ermöglicht.
Das digitale Beratungsinstrument zeigt auf Basis von tier-, management-, und
ressourcenbezogenen Indikatoren individuelle Schwachstellen auf
und gibt automatisiert praxisnahe Handlungsempfehlungen. Die Software
BestTUPferd soll zukünftig von geschulten Berater*innen im deutschsprachigen
Raum zum Einsatz kommen und somit eine flächendeckende Verbesserung
des Tierschutzes erzielen.
Folgender Beitrag fokussiert die spezifischen Verhaltensweisen von
Pferden im Kontext von gutem und schlechtem Befinden, die in BestTUPferd
als tierbezogene (ethologische) Indikatoren herangezogen werden.