Agroscope berichtet jährlich über die wirtschaftliche Lage der landwirtschaftlichen Betriebe in der Schweiz (Jan et. al., 2024). Diese Studie geht über das jährliche Einkommensmonitoring hinaus und bietet eine detaillierte Analyse der Einkommensentwicklung von 2015 bis 2023. Zusätzlich zur zeitlichen Entwicklung wird auch die Variabilität und Heterogenität des Einkommens analysiert, um ein umfassendes Verständnis der wirtschaftlichen Situation landwirtschaftlicher Betriebe zu gewinnen. Diese differenzierte Betrachtung zeigt die Bandbreite der Einkommensverteilung und die zugrunde liegenden Unterschiede zwischen Betrieben. Auf Basis der Stichprobe «Einkommenssituation» der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten wurden zentrale Kennzahlen wie das landwirtschaftliche Einkommen und der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitseinheit nach Region, Betriebstyp, Betriebsgrösse, Alter und Bildungsniveau der Betriebsleitung differenziert betrachtet. Das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen stieg insgesamt um 30 % und verzeichnete bis 2020 ein kontinuierliches Wachstum, bevor es in den Jahren 2021-2023 stagnierte. Das Wachstum resultierte aus grösseren Betriebsstrukturen und höheren Erträgen, besonders in der Tierhaltung, während gestiegene Produktionskosten den Zuwachs teilweise ausglichen. Die Studie zeigt deutliche regionale Unterschiede: Betriebe in der Talregion erzielen ein um 40 % höheres Einkommen als jene in der Hügelregion und ein um 65 % höheres Einkommen als in der Bergregion. Diese Unterschiede beruhen auf klimatischen, topografischen und strukturellen Faktoren, die die Produktionsmöglichkeiten stark beeinflussen. Besonders lukrativ sind Betriebe mit Spezialisierung auf Ackerbau, Spezialkulturen und Veredlung (Schweine- und Geflügelhaltung). Im Gegensatz dazu generieren Milchvieh- und Mutterkuhhaltung vergleichsweise geringere Einkommen. Die Qualifikation der Betriebsleitenden erweist sich als wesentlicher Erfolgsfaktor: Gut ausgebildete Betriebsleitende erzielen überdurchschnittliche Einkommen und verzeichnen einen stärkeren Anstieg des Arbeitsverdienstes. Ein weiterer Schwerpunkt der Analyse liegt auf dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen, das 2023 durchschnittlich 33 % des Gesamteinkommens landwirtschaftlicher Haushalte ausmachte. In der Hügel- und Bergregion hat dieses Einkommen einen grösseren Anteil am Gesamteinkommen, was die Bedeutung zusätzlicher Einkommensquellen unterstreicht. Über 93 % der Haushalte haben mindestens eine zusätzliche Einkommensquelle, wobei das unselbständige Einkommen die wichtigste Quelle darstellt und 72 % des ausserlandwirtschaftlichen Einkommens ausmacht. Besonders das Lohneinkommen von Partnerinnen spielt eine wichtige Rolle und hat sich zwischen 2016 und 2023 um 30 % erhöht. Der Bericht verweist auf weitere Agroscope-Studien, in denen die Ursachen für die unterschiedlichen Einkommensniveaus erläutert werden. Ein Grossteil der in dieser Publikation enthaltenen Statistiken wurde im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft für den Bericht des Bundesrates zum Postulat 21.4585 erstellt (Bundesrat, 2024), der die wirtschaftliche Situation der landwirtschaftlichen Betriebe und Haushalte mit jener der übrigen Bevölkerung vergleicht und Massnahmen zur Verbesserung der Einkommenssituation und Stabilität der landwirtschaftlichen Familienbetriebe aufzeigt.
Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft 2015−2023.
Agroscope Science, 200, 2024, 1-34.
Download german (1366 kB)
ISSN Online: 2296-729X
Digital Object Identifier (DOI): https://doi.org/10.34776/as200g
Publication-ID (Web Code): 58130
Sending by e-mail