In der Schweizer Kulturlandschaft ist der Rückgang der Biodiversität besonders markant, obwohl die Landwirtschaftsbetriebe durchschnittlich 17,6 % (19,3 % mit Bäumen) ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) als Biodiversitätsförderflächen (BFF) bewirtschaften. Hauptgründe dafür sind die ungenügende ökologische Qualität der BFF und die hohe Anbauintensität in den Kulturen. Unter diesen Bedingungen kann sich die Biodiversität nicht ausreichend in der Agrarlandschaft entfalten. Der Vergleich der BFF-Anteile (2015–2020) aller direktzahlungsberechtigten Betrieben in der Schweiz zeigt, dass Biobetriebe deutlich mehr und qualitativ bessere BFF umsetzen als ÖLN-Betriebe. Biobetriebe bewirtschafteten 2020 im Durchschnitt 26,8 % ihrer LN als BFF, während ÖLN-Betriebe einen Anteil von 15,9 % BFF an der LN nachwiesen. Sie hatten ebenfalls mehr wertvolle BFF, welche die Umweltziele Landwirtschaft (UZL) erfüllen (15,3 %), als ÖLN-Betriebe (9,1 %). Auch wiesen Biobetriebe mehr BFF QII im Grünland, mehr Rebflächen-BFF sowie mehr Hochstamm-Obstbäume und Hecken auf als ÖLN-Betriebe. 2020 wurden 16,7 % aller Betriebe biologisch bewirtschaftet. Diese Biobetriebe pflegten 27,3 % aller BFF im Land. Um die Umweltziele Landwirtschaft im Bereich Biodiversität zu erreichen, muss die Schweiz den Biolandbau und die Umsetzung ökologisch wertvoller BFF deutlich stärker fördern. Dazu braucht es sowohl vom Bund wie auch von privaten Label-Organisationen Anforderungen und Anreize für höhere Anteile ökologisch wertvoller BFF. Die Umsetzung gelingt jedoch nur mit besserer Ausbildung der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter und mit besserem Wissenstransfer durch eine kompetente gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung. Eine Erhöhung der Anforderungen in der Landwirtschaft muss von allen Akteuren der Wertschöpfungskette mitgetragen und mit fairer Abgeltung der Produkte unterstützt werden.
Stöckli S., Chevillat V., Rutz T., Saussure S., Pfiffner L.
Was leisten Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz für die Erhaltung der Biodiversität?
Agrarforschung Schweiz, 15, 2024, 313-321.
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ISSN en ligne: 2813-317X
Digital Object Identifier (DOI): https://doi.org/10.34776/afs15-313
ID publication (Code web): 57878
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