Agroforst ist u.a. eine Maßnahme der deutschen und europäischen Politik, um den Umwelt- und Klimaschutz voranzutreiben. Die Europäische Union verwendet Agrarumweltindikatoren (AUI), um den Erfolg dieser Maßnahme und der Umweltpolitik insgesamt zu messen. Beispiele für AUI sind der Bestand repräsentativer Vogelarten (Arten- und Landschaftsqualitätsindikator), die Menge emittierter Treibhausgase oder die Stickstoffbilanz der Landwirtschaft. Damit agrarökologische Elemente wie Agroforstsysteme von Praktikern und politischen Entscheidungsträgern als wertvoll und wirksam anerkannt und damit weiter gefördert werden, müssen sie und ihre Erfolge «sichtbar» gemacht werden. Dies kann u.a. durch die AUI geschehen.
Wir haben daher Indikatoren aus fünf Rechtsvorlagen (das 8. Umweltaktionsprogramm der EU, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die Rahmenverordnung zur Zertifizierung der Kohlenstoffspeicherung (Verordnung (EU) 2024/3012), die Richtlinie zum Boden-Monitoring und das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur) identifiziert, die für die Bewertung der Auswirkungen der Agroforstsysteme relevant sein könnten. Zwölf Indikatoren wurden als am relevantesten für das Wirkungs-Monitoring auf Betriebsebene identifiziert. Derzeit verwenden jedoch jedes Land, jede Rechtsvorlage und jeder Sektor seine eigenen Indikatoren. Einige Daten werden bereits aktuell auf lokaler Ebene erhoben, jedoch werden sie oft nur als aggregierte Daten auf der Ebene der Mitgliedstaaten an die EU weitergegeben (Abb.1). Dies hindert lokale Entscheidungsträger und Praktiker daran, diese Informationen auch zu nutzen.
Im Rahmen des DigitAF-Projektes, einem HorizonEurope-Projekt zu «DIGItal Tools to boost AgroForestry», haben wir einen deutschen DigitAF-Agroforst-Betrieb als Fallstudie ausgewählt und überprüft, ob sich das Agroforstsystem in den AUI widerspiegelt bzw. ob eine zusätzliche Agroforstfläche die Indikatoren verändern würde (z.B. mehr Agroforst, weniger Erosion). Beides war auf Ebene der Indikatoren nicht erfolgreich. Agroforst müsste auf sehr großen Flächen etabliert werden, um in den AUIs „gesehen“ zu werden.
Basierend auf diesen eher negativen Ergebnissen haben wir Möglichkeiten skizziert, wie die Effekte von Agroforst (z.B. reduzierte Erosion, erhöhte Biodiversität) auch in den AUI abgebildet werden könnten, wenn man bestehende Umweltdatenbanken nutzen würde. Vielversprechend wäre in diesem Fall die Nutzung digitaler Tools auf Parzellen/Feldebene, z.B. auf InVeKoS-Parzellen-Ebene, um die Etablierung von Agroforst aufzuzeigen. Wir haben aber auch Engpässe in der Datenverfügbarkeit und -auflösung gefunden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vorteile von Agroforst nur dann wirklich kommuniziert werden können, wenn sie auf lokaler Ebene, in der Praxis, aber auch auf politischer Ebene «gesehen» werden.