Für einen standortangepassten, nachhaltigen Futterbau in Europa sind produktive, resiliente und qualitativ hochwertige Sorten von Futterpflanzen eine wichtige Voraussetzung. Seit den 1950er Jahren betreibt Agroscope in der Schweiz ein Zuchtprogramm für Futtergräser und -leguminosen, welches auf lokalen, angepassten genetischen Ressourcen aus Naturwiesen und -weiden basiert. Das Zuchtprogramm umfasst acht Gräserarten und vier kleinkörnige Leguminosenarten, teilweise in verschiedenen Ploidiestufen. Die wichtigsten Zuchtziele sind Futterertrag, Saatgutertrag, Krankheitsresistenz, Futterqualität sowie Ausdauer und Resilienz. Die hohe Präsenz von Sorten aus Agroscope-Züchtung auf der Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen in der Schweiz, aber auch im benachbarten Ausland (Österreich, Frankreich und Deutschland) zeugt vom bisherigen Erfolg des Zuchtprogramms. Im Hinblick auf die sich verändernden Klimabedingungen wird in der Züchtung speziell auf Trockenheitstoleranz und erhöhte Krankheitsresistenz geachtet. Ein Beispiel für eine immer wichtiger werdende Krankheit von Rotklee ist die durch den Pilz Colletotrichum trifolii verursachte Anthraknose. Um die Anthraknoseresistenz der österreichischen Rotkleesorten zu verbessern, wurde ein Shuttlebreeding-Projekt zwischen Agroscope und der HBLFA Gumpenstein initiiert. Die Resistenz des Gumpensteiner und des Steirer Rotklees konnte mithilfe von Populationskreuzungen mit Agroscope-Elitematerial und künstlichen Infektionen innerhalb von zwei Generationen von 3,2 % auf 43,5 % beim Gumpensteiner und von 4,8 % auf 51,7 % beim Steirer Rotklee verbessert werden. Das Saatgut der neuen Sortenkandidaten wird ab 2030 für Parzellenprüfungen in der Schweiz und Österreich verfügbar sein. Durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit konnten wir die Anthraknoseresistenz der lokal wichtigen Sorten Gumpensteiner und Steirer Rotklee merklich verbessern und sicherstellen, dass sie gegen zukünftig häufiger auftretende Anthraknoseepidemien gewappnet sind.