Die Nährstoffbilanz der schweizerischen Landwirtschaft wurde für Stickstoff (N) und Phosphor (P) für die Jahre 1975 bis 2018 berechnet. Die Bilanzierung wurde mit der OSPAR-Methode durchgeführt, bei welcher der Nährstoff-Input in die gesamte Landwirtschaft dem Output aus der Landwirtschaft gegenübergestellt wird (= Input-Output-Bilanz). Zur Ergänzung und Kontrolle wurde auch der Nährstoffkreislauf erstellt. Die verschiedenen Input- und Output-Grössen sowie die landwirtschaftsinternen Nährstoffflüsse wurden grösstenteils durch Multiplikation der einzelnen Produktmengen mit dem entsprechenden Nährstoffgehalt berechnet. Die Genauigkeit der Berechnungen sowie die Schwächen der Bilanzierungsmethode werden diskutiert. Im Jahr 2018 waren die importierten Futtermittel sowohl bei Stickstoff als auch bei Phosphor die wichtigste Input-Grösse, gefolgt von den Mineraldüngern. Der Output über die tierischen und pflanzlichen Nahrungsmittel sowie die anderen tierischen Produkte (z. B. Tiermehl) entsprach bei Stickstoff nur einem Drittel, bei Phosphor dagegen zwei Dritteln des gesamten Inputs. Der Überschuss betrug rund 97'000 t N bzw. 5300 t P; auf die landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) bezogen machte dies 93 kg N/ha bzw. 5 kg P/ha aus. Aus dem Nährstoffkreislauf der Landwirtschaft ist ersichtlich, dass der Input über die importierten Futtermittel bei beiden Nährstoffen höher war als der Output über die tierischen Nahrungsmittel und die anderen tierischen Produkte. Im Pflanzenbau überstieg die Nährstoffzufuhr über alle Düngemittel die biologische Stickstoff-Fixierung und die Deposition den Entzug durch die pflanzlichen Nahrungs- und Futtermittel bei Stickstoff um zwei Drittel und bei Phosphor um ein Fünftel. In der Periode von 1975 bis 2018 sank die Nährstoffmenge in den importierten Futtermitteln zunächst bis Mitte der 1990er-Jahre stark, stieg dann aber wieder auf das Ausgangsniveau von 1975. Der Mineraldüngerverbrauch erreichte bei Phosphor früher den Höhepunkt als bei Stickstoff und die nachfolgende Abnahme war bei Phosphor viel ausgeprägter. Die biologische Stickstoff-Fixierung und die Deposition waren während der gesamten Periode rückläufig. Dagegen nahm der Output über die tierischen und pflanzlichen Produkte kontinuierlich zu. Bei beiden Nährstoffen stieg der Überschuss bis 1980 an und nahm nachher während vieler Jahre ab, wobei ein verstärkter Rückgang in den ersten Jahren nach der Einführung der ökologischen Direktzahlungen im Jahr 1993 beobachtet werden kann. Der Überschuss verharrt nun bei Stickstoff seit 1997 auf einem Niveau von etwa 100'000 t N und bei Phosphor seit 2005 bei rund 5'000 t P. Bei der Interpretation der Input-Output-Bilanz muss beachtet werden, dass der Saldo nicht unterscheidet, ob damit eine schädliche, eine neutrale oder im Einzelfall sogar eine positive Umweltwirkung verbunden ist. Er umfasst auch Änderungen im Bodenvorrat. Bei Phosphor ist der Überschuss höher als die Verluste, weil auch heute noch Phosphor im Boden angereichert wird.
Nährstoffbilanz der schweizerischen Landwirtschaft für die Jahre 1975 bis 2018.
Agroscope Science, 100, 2020.
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ISSN Online: 2296-729X
Digital Object Identifier (DOI): https://doi.org/10.34776/as100g
Publikations-ID (Webcode): 45684
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