Die Frage, welche Aspekte für die soziale Dimension der Nachhaltigkeit zentral sind, und welche Ziele erreicht werden sollen, ist auch für die Landwirtschaft noch nicht geklärt. Die Vielzahl an Ansätzen, welche bislang nicht harmonisiert werden konnten, erschwert die Integration der sozialen Dimension in Nachhaltigkeitsbewertungsinstrumente weiterhin. Die Schwierigkeit, ein einheitliches Konzept festzulegen, kann zum Teil auf die äusserst unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, aber auch auf die Vielfalt von Akteuren verschiedener landwirtschaftlicher Produktionssysteme zurückgeführt werden. Entsprechend ist eine offene Frage, welcher Ansatz genutzt werden kann, um vergleichbare Ergebnisse zu produzieren.
Die Ausgangsposition der Arbeit ist die Idee, dass ein landwirtschaftliches System auf funktionierenden sozialen Bedingungen aufbauen muss. Dies betrifft in einem Familienbetrieb insbesondere familiäre Beziehungen, aber auch Beziehungen mit lokalen Akteuren und indirekte Beziehungen, zum Beispiel mit der Politik. Soziale Interaktionen implizieren aber immer auch Konfliktsituationen. Es kann argumentiert werden, dass das eine Realität sozialer Systeme (vgl. z.B. Parsons 1991) ist. Wenn wir jedoch von «sozialer Nachhaltigkeit» der Landwirtschaft sprechen, müssen diese Konflikte aktiv angegangen werden, um die Zukunftsfähigkeit des Systems zu garantieren. Dieses Konfliktmanagement muss vor dem Hintergrund der institutionellen und normativen Einbettung sozialer Akteure stattfinden (vgl. z.B. Struik et al. 2014). Daher identifiziere ich Konfliktsituationen zwischen landwirtschaftlichen Akteuren und wende ein Framework zur ethischen Entscheidungsfindung an, um zu sehen, wie diese Konflikte vor dem jeweils kulturell geprägten normativen Hintergrund gelöst werden können und ob diese Situationen sowie das Framework zur Nachhaltigkeitsbewertung genutzt werden können.