In einem fünfjährigen Lysimeterversuch wurde untersucht, wie viel Stickstoff (N) unter einer intensiven Gemüsefruchtfolge ausgewaschen wird und welche Auswirkungen eine Abfuhr der Ernterückstände vom Feld im Vergleich zum im Gemüsebau üblichen Belassen auf dem Feld mit nachfolgender Einarbeitung hat. Der unterschiedliche Umgang mit den Ernterückständen beeinflusste die marktfähigen Erträge kaum. Die Sickerwassermengen fielen bei Belassen und bei Abfuhr mit 508 bzw. 516 mm Jahr-1 etwa halb so hoch aus wie die Wasserzufuhr über Niederschlag und Bewässerung von 1090 mm Jahr-1. Im Mittel über alle Lysimeter und Jahre lag die Nitratkonzentration des Sickerwassers mit 110 mg L-1 deutlich über dem schweizerischen Anforderungswert von 25 mg L-1 an Grundwasser, das als Trinkwasser genutzt wird oder dafür vorgesehen ist. Die durchschnittlichen Auswaschungsverluste betrugen bei Belassen und bei Abfuhr 127 bzw. 106 kg N ha-1 Jahr-1. Durch die Abfuhr der Ernterückstände konnte somit eine Reduktion um 21 kg N ha-1 Jahr-1 (= 16%) erreicht werden. Die N-Düngung wie auch die N-Aufnahme durch die zwei bis drei Gemüsekulturen (Marktware und Ernterückstände) pro Jahr lagen im Bereich von 300 bis 500 kg ha-1 Jahr-1. Eine einfache Nährstoffbilanz, die als Gegenüberstellung des Inputs über die Dünger und die Presstöpfe und des Outputs über die weggeführten Pflanzenprodukte berechnet worden war, ergab einen Überschuss, der bei Belassen der Ernterückstände 196 kg N ha-1 Jahr-1 und bei Abfuhr 50 kg N ha-1 Jahr-1 betrug. Bei Belassen der Ernterückstände wurde zwar infolge der Anrechnung von 20% des Stickstoffs in den Ernterückständen 39 kg N ha-1 Jahr-1 weniger gedüngt als bei Abfuhr, der Output fiel aber um 184 kg N ha-1 Jahr-1 geringer aus, weil er nur die marktfähige Ware umfasste, nicht aber die auf den Lysimetern belassenen Ernterückstände. Gehaltsanalysen der Presstöpfe zeigten, dass bei Pflanzkulturen nicht zu vernachlässigende N-Mengen in den Boden gelangen. Deshalb darf diese Inputgrösse bei der Nährstoffbilanzierung nicht ausser Acht gelassen werden. Bei der heute gängigen Bewirtschaftungspraxis, dem Belassen der Ernterückstände auf dem Feld, fiel der Überschuss um 146 kg N ha-1 Jahr-1 höher aus als bei der Abfuhr. Die um 21 kg N ha-1 Jahr-1 höhere Nitratauswaschung bei Belassen erklärt jedoch nur einen kleinen Teil dieser Differenz. Andere Studien haben gezeigt, dass Stickstoff aus den Ernterückständen in gasförmiger Form verloren geht (Ammoniakverflüchtigung und Denitrifikation). Nach Untersuchungen mit dem Isotop 15N wird der grösste Teil der Differenz im Boden gespeichert und in den folgenden Jahren und Jahrzehnten mineralisiert, wobei wiederum Nitrat ausgewaschen werden kann. Die Auswaschungsverluste nehmen somit im Laufe der Jahre zu, wenn auch mit zunehmender Dauer immer langsamer. Im Lysimeterversuch können deshalb noch Jahrzehnte vergehen, bis die Verfahrensunterschiede in der Auswaschung im ganzen Ausmass sichtbar sind. Angesichts der teilweise sehr hohen N-Mengen in den Ernterückständen sollte der Umgang mit diesen Pflanzenresten verbessert werden. Praxistaugliche Methoden zur Abfuhr und Weiterverwertung der Rückstände bzw. zur Steigerung der N-Ausnutzung von auf dem Feld belassenem Pflanzenmaterial sind zu entwickeln.
Spiess E., Humphrys C., Liebisch F., Prasuhn V., Neuweiler R.
Nitratauswaschung unter Gemüse bei unterschiedlichem Ernterückstandsmanagement.
Agroscope Science, 142, 2022.
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ISSN Online: 2296-729X
Digital Object Identifier (DOI): https://doi.org/10.34776/as142g
Publication-ID (Web Code): 52218
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