Feucht-(Acker-)Flächen (FAF) bieten Nischenhabitate für eine Reihe von Tier- und Pflanzenarten, die auf wechselfeuchte Lebensräume spezialisiert sind. Durch intensive Entwässerung ist die Anzahl der Feuchtflä-chen (FF) in der Schweiz in den letzten 200 Jahren drastisch zurückgegangen. Ein grosser Teil der speziali-sierten Arten sind heute gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Feuchte und nasse Ackerflächen beeinflussen auch Wasser-, Nähr- und Schadstoffflüsse, sowie Klimagasemissionen. Der vorliegende Be-richt ist Teil des Projektes „Biodiversitätsförderung auf feuchten und nassen (Acker-)Flächen“ im Auftrag der Bundesämter für Umwelt (BAFU) und Landwirtschaft (BLW). Ein Ziel des Projekts war, eine Karte poten-tiell feuchter (Acker-)Flächen der Schweiz zu erstellen. Dieser Bericht beschreibt im Detail das Vorgehen zur Lokalisierung potentieller FAF der offenen Kulturlandschaft in der Schweiz. Nicht ackerbaulich genutzte FF sind in diesem Zusammenhang von Interesse, da die Vernetzung der FAF mit anderen Feuchtgebieten eine wichtige Voraussetzung für die Biodiversitätsförderung ist. In einem ersten Schritt wurden Karten inventarisierter Feuchtgebiete, Bodenkarten, geologische Karten, kantonale Drainagekarten und historische Karten in Bezug auf das FF-Potential klassiert, die Karten auf-grund der Detailliertheit und Datenqualität priorisiert und in der ersten Teilsynthese zusammengeführt. Aus-gewiesen werden vier Kategorien: FF-Potential vorhanden, möglich, wenig wahrscheinlich und unsicher. Da die Grundlagen nicht schweizweit in der gleichen Qualität verfügbar sind, war die Abschätzung nicht überall mit der gleichen Genauigkeit möglich. Die zweite Teilsynthese bewertet das FF-Potential aufgrund von Re-lief und Niederschlag. Um Ebenen und Muldenlagen abzugrenzen wurde für jede Rasterzelle (2 x 2 m) die Hangneigung bestimmt und die Höhendifferenz zur tiefsten Stelle in einem 25-m-Radius rund um die Zelle, wie auch zum tiefsten Punkt innerhalb des Feldblocks berechnet. Weiter wurde der mittlere jährliche Nieder-schlag einbezogen. Die Werte dieser vier Parameter wurden in jeder Rasterzelle addiert und die Summe in fünf FF-Potentialstufen klassiert. In der Synthese wurden die beiden Teilsynthesekarten geometrisch über-lagert und Kleinstflächen bereinigt. Auf eine weitere Aggregation der Daten wurde verzichtet, um die ge-samte Information zu erhalten und die Anwendung der Karte zu erleichtern. So werden in der Karte insge-samt 20 FF-Potentialkategorien ausgewiesen. In einem Plausibilisierungsprozess wurden 24 Referenzgebiete von Experten geprüft und die Rückmeldungen iterativ in die weiteren Modellrechnungen einbezogen. Für die Karte der Ackerstandorte mit FAF-Potential wurde den Stichprobenpunkten der Arealstatistik mit Nutzung Ackerland die entsprechende FF-Potentialkategorie zugewiesen. Aufgrund der Boden/Geologie-Parameter wurde im offenen Kulturland bis zur Baumgrenze eine Fläche von 244 698 ha (17 %) mit einem vorhandenen FF-Potential beurteilt. Von dieser Fläche wurden basierend auf den Relief/Niederschlagparametern 12 % mit einem hohen Potential eingestuft. Weitere 23 732 ha (2 %) weisen gemäss Relief/Niederschlag ebenfalls ein hohes Potential auf, wobei die Boden/Geologie-Parameter auf diesen Flächen das Potential nur als mittel oder unsicher einstufen. Von den ackerbaulich genutzten Flächen weist eine Fläche von 70 532 ha (18 %) ein FF-Potential aufgrund der Boden/Geologie-Parameter auf, wovon 30 % in den Relief/Niederschlag-Parametern ebenfalls hohes Potential anzeigen. Die Fläche, die gemäss Relief/Niederschlag-Parametern hohes Potential hat, aber von Boden/Geologie-Parametern als mit mittlerem oder unsicherem Potential eingestuft wird, beträgt 16 581 ha (4 %). Die FF- und FAF-Karten bilden den aktuellen Stand des Wissens ab. Sie können wesentlich verbessert werden, wenn flächendeckend detaillierte Bodenkarten sowie Drainagekarten zur Verfügung stehen. Die Karten werden als Grundlage für die Entscheidungsfindung zur zukünftigen Nutzung von FF und FAF ver-wendet. Weiter sind sie eine Grundlage für die Modellierung von Verbreitungskorridoren für Tierarten, die auf feuchte Lebensräume angewiesen sind. Weitere Aspekte werden in zusätzlichen Berichten behandelt: Alternative landwirtschaftliche Kulturen (Jacot et al. 2018), Stoffflüsse (Gramlich et al. 2018), Klimagase und Klimawandel (Leifeld et al. 2018), Potential für Biodiversität und Vernetzung, (Churko et al 2018) und Wirtschaftlichkeit (Zorn 2018). Für die Jahre 2019 bis 2021 sind Arbeiten zur Abwägung bei Interessenkonflikten, die Erstellung von Merkblättern und eine Gesamtsynthese vorgesehen.
Szerencsits E., Prasuhn V., Churko G., Herzog F., Utiger C., Zihlmann U., Walter T., Gramlich A.
Karte potentieller Feucht-(Acker-)Flächen in der Schweiz.
Agroscope Science, 72, 2018.
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Lien: www.feuchtacker.ch
ISBN: 978-3-906804-63-7
ISSN Print 2296-729X
ISSN en ligne: 2296-729X
ID publication (Code web): 40792
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