Der Anteil von Kraftfutter in der Fütterungsration von Milchkühen ist je nach Produktionsstrategie sehr unterschiedlich. BioSuisse senkt den maximalen Kraftfutteranteil in der Milchproduktion per 1. Januar 2022 von zehn auf fünf Prozent. Hinsichtlich der «Feed no Food»-Problematik wäre die Milchproduktion ganz ohne Kraftfutter wünschenswert (abgesehen von Nebenprodukten, z.B. aus Lebensmittelindustrie). Aber ist das wirtschaftlich machbar?
In einem Fütterungsversuch hat Agroscope die Auswirkungen einer kraftfutterfreien Ration auf die Leistung und Gesundheit von Holstein-Kühen untersucht und einer Ration mit 750 kg Kraftfutter pro Standardlaktation gegenübergestellt. Dabei wurden Milchmenge und -inhaltsstoffe, sowie das Kuhgewicht, gesundheitliche Aspekte und die Fruchtbarkeit aufgezeichnet. Anhand dieser Daten wurde unter der Annahme von durchschnittlichen Bio-Marktpreisen berechnet, ob sich die Wirtschaftlichkeit zwischen den beiden Kraftfuttergruppen unterscheidet.
Nicht überraschend hat der Versuch gezeigt, dass die Milchleistung unter dem Verzicht auf Kraftfutter leidet. Die Fruchtbarkeit nimmt je nach Kuhtyp spürbar ab, was eine erhöhte Abgangsrate zur Folge hat. Dies wirkt sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit aus, weil höhere Remontierungskosten anfallen und die jüngere Altersstruktur der Herde eine niedrigere Herdenleistung zur Folge hat. Dafür fallen keine Kosten für Bio-Kraftfutter an – eine Kostenposition die nicht zu vernachlässigen ist. Berücksichtigt man alle wirtschaftlichen Vor- und Nachteile der kraftfutterfreien Milchproduktion, ist der Gewinn der kraftfutterfreien Produktion um Fr. 375.– pro Kuh und Jahr niedriger, was einer 12 prozentigen Reduktion in der Arbeitsverwertung pro Stunde entspricht.
In zukünftigen Untersuchungen muss geklärt werden, ob die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Kraftfutterverzichts durch Anpassungen im Management kompensiert werden können.