Um Anwohner vor belastenden Geruchsimmissionen von Tierhaltungsanlagen zu schützen, verlangt die Luftreinhalte-Verordnung (LRV) bei der Errichtung von Anlagen Mindestabstände. Zur Abstandsermittlung wurden bisher fachliche Grundlagen aus dem FAT-Bericht Nr. 476 von 1995 (Richner und Schmidlin 1995) sowie dem Vernehmlassungsentwurf vom 7. März 2005 (BUWAL und Agroscope FAT 2005) herangezogen. Veränderte Haltungssysteme, die Vielfalt der Anlagen sowie grössere Tierbestände erfordern eine Aktualisierung. Die vorliegenden fachlich-wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen auf einem breiten Methodenportfolio. Dazu zählen Untersuchungen zu Geruch von Einzelquellen, zur Geruchsausbreitung bei Gesamtanlagen sowie Erkenntnisse aus Fallstudien und von Geruchsbeschwerden. Die aktualisierten Grundlagen basieren für die Ermittlung der Quellstärke auf den geruchsrelevanten Flächen und für den Mindestabstand auf dem Abklingen von Geruch mit der Distanz. Somit sind Neuerungen bei Haltungssystemen sowie die Vielfalt weiterer Geruchsquellen wie Gärfutter- und Hofdüngerlager berücksichtigt. Die jeweilige einzelbe-triebliche Situation lässt sich differenzierter aufnehmen. Der Anwendungsbereich wird zudem für grössere Bestände erweitert. Massnahmen zur Geruchsminderung setzen nicht pauschal, sondern bei den jeweiligen Einzelquellen an. Zur Abnahme der Geruchsintensität mit der Distanz liegt eine neue Datengrundlage zu Tierarten und Systemen vor. Die darauf basierende neue Abklingkurve trägt dem Schutzbedürfnis im Nahbereich besser Rechnung. Die heute weit verbreiteten diffusen, bodennahen Geruchsquellen sind in den tierart- und systemspezifischen Faktoren berücksichtigt. Die Bemessung des Abstandes erfolgt ausgehend von den äusseren emittierenden Quellen, womit sich die meist komplexen Quellkonstellationen aufnehmen lassen. Die gegenseitige Beeinflussung bei mehreren Quellen ist mit den Algorithmen der neuen Abkling-kurve ergänzt. Mit einer Standortbewertung lässt sich abklären, ob mit Blick auf die Geruchsausbreitung allenfalls ein erweiterter Einwirkungsbereich von Geruch zu erwarten ist. Anhand von Indikatoren wird die Relevanz von lokaler Strömung aufgrund der Topografie, der Konstellation von Geruchsquellen sowie der betroffenen Zonen in der Umgebung ermittelt. Die aktualisierten fachlich-wissenschaftlichen Grundlagen ermöglichen eine bessere Planungs- und Investitionssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe und betroffene Anwohner zum Schutz vor Geruchsimmissionen.
Steiner B., Keck M., Frei M.
Grundlagen zu Geruch und dessen Ausbreitung für die Bestimmung von Abständen bei Tierhaltungsanlagen.
Agroscope Science, 59, 2018.
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ISBN: 978-3-906804-47-7
ISSN Print: 2296-729X
Publication-ID (Web Code): 37582
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